Todd Anderson - Zufluchtsort. Reviews
POISON FREE (08.2009)
Erst jetzt erreichte uns das im Februar erschienene Album ?Zufluchtsort? von Todd Anderson ? aber eine Besprechung lohnt, denn es macht Spass. Das schicke Digipack ist schon ein nettes ?Hallo!?, und nett bleibts auch im Verlauf der Platte. Naja, ?nett? nicht direkt, weil es hier doch recht derbe zur Sache geht. Aber ?nett? im Hinblick auf die Qualität ? ja, das stimmt.
Todd Anderson präsentiere ihren bereits bekannten, treibenden Screamo, der 2009 fast ein bisschen altmodisch wirkt ? aber genau dadurch erfrischt und überzeugt. Allein der Opener, mit seinem treibenden Rhythmus, tollem Geschrei und Gesang und interessanter Struktur überzeugt schon fast zur Kaufempfehlung. ?Nest? beginnt dann zurückhaltender und ruhiger, bleibt im Mid Tempo, aber kreiert ebenfalls diese gute Dosis Lärm, durch breite Drums mit viel Cymbals, und ausgewaschenen und dadurch mächtigen Gitarren. Punk und Noise werden hier gemischt, und teilweise auch Rock, aber v.a. Gefühle und Wut. Das drückt die Stimme aus, und auch die Musik. Melodien hier, Geschrei dort, ruhige Passagen dann und richtig lauter Hardcore wann. Das passt, v.a. weil die Songs gut geschrieben und arrangiert sind ? Todd Anderson sind eben keine Newbies, sondern wissen, was sie hier tun. V.a. dieser wellenartige Aufbau der Tracks an sich und auch einiger Riffs und Passagen kristallisiert sich zum Trademark der Band heraus, und funktioniert vortrefflich. Und das über 42 Minuten, wo ich bei vielen anderen Platten bereits abgeschaltet habe. Das liegt auch an den Texten, die zwar nicht immer aufs erste Hören zu verstehen sind, dann aber umso mehr motivieren, genauer hinzuhören ? und schlussendlich überzeugen.
Deutschsprachiger Hardcore war hier häufig in den letzten Wochen ? Todd Anderson gehören erneut zur ersten Garde dieses Genres.
OX FANZINE (08.2009)
Todd Anderson müsste eigentlich in dem Alter sein, in dem andere in Rente gehen, doch stattdessen steht er auf kleinen Bühnen und macht Hardcore. Naja, nicht wirklich, es ist nicht der von Ethan Hawke gespielte Schüler aus "Der Club der toten Dichter ", der hier, zu realem Leben erweckt, zu hören ist, sondern immer noch der Fünfer aus Marburg, der 2007 mit "Wenn Botenstoffe streiken" ein überzeugendes Debüt veröffentlichte. "Zufluchtsort" ist der Nachfolger, auf dem sich die Band noch ausgereifter präsentiert und die deutschen Texte als Markenzeichen bewahrt hat. Hätten sie englische Texte, würden allenthalben Vergleiche mit MODERN LIFE IS WAR oder DEFEATER sprießen, so aber ist Marco Seegers mal eher gesprochene, mal gebrüllte Vokalakrobatik eher was aus der Kategorie Rachut-Epigonen meets ESCAPADO. Ein wirklich mitreißendes Album, das trotz exzellenter Produktion aber nur eine ungefähre Ahnung von dem vermittelt, was TODD ANDERSON live veranstalten: Da sind sie um ein vielfaches intensiver und aggressiver, ein absolutes Brett und äußerst mitreißend.
Green Hell (06.2009)
Zweites Album der Marburger Emo-Hardcore-Überraschung Todd Anderson auf dem Unterm Durchschnitt Sublabel Papership Records. Mit Zufluchtsort bringt die Band ihren deutschsprachigen Hardcore auf ein neues Level: Noch derber und gewaltiger als auf dem Debüt, aber auch mit überraschend melodisch-ruhigen Momenten durchbrochen, präsentiert die Band 9 Songs, komplex und dicht arrangiert und oft länger als radiotaugliche 3 Minuten. Düsenjäger Punk trifft auf "alte Bremer Schule" ala Carol, Acme oder Loxiran.
Trust (06.2009)
Ein bisschen überrascht schon, was Todd Anderson irgendwo in einem Interview erzählten:
dass sie kein Label gefunden hätten für das neue Album und dass 'Zufluchtsort' deswegen erst fast ein Jahr nach den Aufnahmen erscheint. Die zweite Platte der Marburger Band ist nämlich sehr gut geworden. Das Album besticht durch seine Energie, wo andere deutsche Bands den Erfolg suchten und darüber zu Langweiler geworden sind, ist das mit Todd Anderson nicht passiert.
Dabei lässt sich hier durchaus Detailkritik anbringen: Ist ' Nest', ein Stück über Scheidungskinder, nicht arg Emo geworden? Flüchten sich die Gitarristen nicht immer mal wieder in Standart-Metalriffs? Ja und ja. Und trotzdem nimmt man das diesem Album nicht übel, es beeindruckt dennoch. Dietmar
All Schools Network (04.2009)
Immer wieder schön Päckchen zu bekommen die den Stempel des Kölner Labels ?Unterm Durchschnitt? aufgepappt haben. ?Unterm Durchschnitt? ist das Zuhause von Bands wie PETERS (Rip) oder auch den Herren von CAPTAIN PLANET und Gründer der ?I can?t Relax in Deutschland? Kampagne. In diesem Falle stecken in besagtem Päckchen TODD ANDERSON.
TODD ANDERSON veröffentlichen ihr drittes Album nicht auf Unterm Durschnitt sondern auf dem Sub-Label ?Papership Records?, welches wiederum TODD ANDERSON gehört.. Dass die Fünf aus Marburg stammen stellt keine große Überraschung dar, wo sich das Städtchen doch schon mit mehreren Bands dieser Sorte schmücken kann wie beispielsweise die meisterhaften MIKROKOSMOS 23 zeigen. TODD ANDERSON hingegen gehen allerdings etwas härter ans Werk. Hardcore mit atmosphärischen Markierungen soll es sein. Bittesehr.
Typisch bei TODD ANDERSON ist der allgegenwärtige Politische Unterton. Egal welches Thema angeschnitten wird ? Die Fünf sind wütend und verpacken ihre Aggression in Neun Songs die es in sich haben. Perfekt beherrschen sie die melodisch ruhigen Momente wie beispielsweise ?Waldtal? eindrucksvoll beweist: ?Ich bin mal wieder woanders / Ich wollt doch nur mal darüber reden?. Ausweglosigkeit, Verzweiflung, Trauer, Wut. TODD ANDERSON fahren das ganze Programm und punkten mit ?kritisch-intelligentem Songwriting? (Auszug aus der Presseinfo, welche ausnahmsweise mal Recht hat). Einziges Manko: Bei aller Wucht und lyrischer Finesse scheint der Sound etwas vernachlässigt zu sein. Die Produktion scheint zu dünn um atmosphärische Soundwände komplett ausfahren zu können und auch ist der Gesang an manchen Stellen zu leise abgemischt. Ansonsten ganz sicherlich ein großes Release für alle Freunde von ?Unterm Durchschnitt?. Zu empfehlen. Raphael.
Als Wir Jung Waren Ist Jetzt Blog (04.2009)
Verlassene Gleise. Ein leerstehendes Gebäude, einer Ruine gleich. Jeder braucht seinen Zufluchtsort. Dort wo man sich auch vor seinen eigenen Gedanken zu verstecken mag. Doch gibt es diesen Ort wirklich? Für die Jungs von Todd Anderson hofft man dies inständig und von allen Herzen. Weil sonst muss es die Marburger doch zerreißen.
Zwei Jahre nach einem überraschenden Debüt, welches einem voll in die Fresse schlug folgt mit ?Zufluchtsort? das Zweitwerk. Tief zerrissen zeigt es sich, schiebt die Abgründe der Seele, alle Ängste und Sorgen, an die Oberfläche. Noch böser, noch verzweifelter ohne Aussicht auf Besserung, noch tiefgründiger aber auch feinsinniger auf ihre eigene Art und Weise erklingen die neun Songs. Wie oft rastet man selbst im Kopf völlig aus, fühlt einen elendigen Selbstzerstörungswillen in sich aufkommen welcher gleichzeitig Gänsehaut zu erzeugen vermag? Und das nur weil man sich Musik anhört? Man möchte mitschreien mit Marco, dem Sänger von Todd Anderson, mit Flo auf die Drums einschlagen oder mit den anderen auf die Saiten eindreschen bis zur völligen Erschöpfung.
Sie sind angekommen. Endgültig und irgendwie war auch nicht anders zu erwarten. In vorderster Front der deutschsprachigen Hardcore-Szene. Wobei dieser Begriff nicht ausreicht um die Musik von Todd Anderson zu beschreiben. Eigentlich sind sie in keine Schublade zu stecken. Um reinen Hardcore handelt es sich nicht, dafür sind die Metallriffs zu deftig, einzelne Gitarrenparts zu flächig, zu dicht übereinander geschichtet. Andächtige Momente dienen zur Ruh vor dem Ausbruch, verbinden sich zu üblen Moshparts. Aber mit Metallcore haben sie genauso wenig zu tun wie mit einem Emo-Abklatsch. Todd Anderson sind einfach gut. sind einfach anders.
Todd Anderso hinterlassen Narben. Tiefe Narben wie Kratzer auf einer Vinyl-Platte. Nichts wird so sein wie es mal war. Was für ein geiles und gleichzeitig krankes Album. Mir wird Angst?
Fuze Magazine (03.2009)
Im heimischen Hardcore traut man sich wieder, deutsch zu singen. Nicht zuletzt ESCAPADO haben es vorgemacht, aber auch TODD ANDERSON aus Marburg
bedienen sich nun schon seit vier Jahren der Muttersprache. Und selbst wenn sie es vermutlich nicht mehr hören können: Die eben genannten Flensburger sind in vielerlei Hinsicht Brüder im Geiste. Beide Bands zusammen würden auf jeden Fall ein schönes Tourpaket ergeben. Nun haben also TODD ANDERSON
ihr zweites Album fertig, ?Zufluchtsort? heißt es, und es führt die Tradition des Debüts klar fort: Wir hören angepissten Gesang, gewaltige Gitarrenwände, aber auch unerwartete, raue Melodien, die bei all der Energie den besonderen Charme dieser Musik ausmachen. Ausflüge in Metal und modernen Metalcore runden das Bild ab. Und auch wenn die stilistischen Bezüge zu ESCAPADO auf diesem zweiten Werk sogar noch deutlicher zu Tage treten, wäre es gemein, TODD ANDERSON darauf zu reduzieren. ?Zufluchtsort? ist ein imposantes, mitreißendes Album, deutlich besser und runder als das erste, und deshalb sollte man den Namen der Band auch einfach für sich alleine stehen lassen. Christian Meiners
Visions (03.2009)
Was im einen Moment Sinnbild für absolute Ruhe ist, wütet plötzlich los, überschlägt sich und prasselt mit voller Wucht auf den Hörer nieder. (...) Sozialkritische Texte, gepaart mit musikalischem Tiefgang ergeben ein strahlendes Gesamtpaket.
Westzeit (04.2009)
Verdammt ehrlich, das Ganze, intensiv und emotional. Und alles auf deutsch inklusive Texten und ausführliche Erklärungen zur Entstehung der Stücke im Booklet. Solche Musik macht zurzeit keine andere deutsche Band.
Slam Zine (03.2009)
Ein wirklich durchdachtes, absolut schönes Album.
Plattentests.de (03.2009)
Ende Gelände - Jeder Mensch hat wenigstens einen davon. Einen Platz, an den er sich zurückziehen kann, wenn die Welt um ihn herum in Scherben liegt. Eine Oase, die auf ihn wartet, wenn endlich Feierabend ist. Einen Ort, der ihn auffängt, ihn in den Armen hält und ihm sagt: "Willkommen daheim." Todd Andersons "Zufluchtsort" ist eine Platte, auf der viele Orte, die hätten Heimat sein sollen, zur Hölle gefahren sind. Ende Gelände! Und damit ist es eine ziemlich ungemütliche Platte. In fast allen Belangen, die zählen.
Denkt man aktuell an Hardcore und Artverwandtes mit deutschsprachigen Texten, so denkt man an all die Schema-Bands, die meist mäßig At The Gates kopieren. Todd Anderson sind weit von ihnen entfernt. In ihrem "Nest" hört man jede Menge Gefrickel, Feedback und stoisch getrommelte Tom Toms - die Art von Punk und Noise, bei der man nie weiß, wann und wo er das nächste mal austeilen wird. Dass sich hinter ihrem "Waldtal" kein ländliches Idyll, sondern eine ausgegrenzte Armutssiedlung in ihrer Heimat Marburg handelt, mit Kriminalitätsraten jenseits von "Grand Theft Auto 4", ist Ehrensache. Und dass dieses chaotische Stück Musik keine Zugeständnisse an den Moshpit macht, ebenso.
Obwohl Todd Anderson sich, ihrer Platte und ihren Zuhörern vieles abverlangen, funktioniert "Zufluchtsort" auch nach dem guten, alten "Zuckerbrot und Peitsche"-Prinzip. So grantelt in "Untaten" eine Schnodderstimme in bester Jens-Rachut-Tradition, und zwar gegen den Verfall von gesellschaftlichen Werten. Drumherum bauen Todd Andersons allerdings aus Riffs ein paar richtig schwere Grooves. Der älteste Trick der Welt: das Stück Zucker, das den bitteren Hustensaft erträglich macht. Dann wird getanzt. Zumindest ein bisschen.
Hin und wieder legen Todd Anderson nach den Besuchen in kaputten Familien und kaputten Plattenbau-Siedlungen auch mal eine Ruhepause ein. Dann nämlich, wenn sie bei ihrem Streifzug durch ihre Welt einen Zufluchtsort finden. Dann gehen sie in den Wald, stapeln Holz, entzünden ein "Feuer" und lassen ihre Gitarren singen. So ist es ja in der Welt: Nicht überall, wo man herkommt, hingeht oder gerade ist, ist alles so schön, wie es sein könnte. Songs wie das Leben. Der Stoff, aus dem Platten wie diese erst gebaut sind. Sven Cadario
Waste Of Mind (03.2009)
Was ist mit Todd Anderson passiert? Die "Kampfschwimmer"-EP war schon gut, mit "Wenn die Botenstoffe streiken" zeigten die Marburger 2007, dass sie zur Speerspitze des deutschsprachigen Hardcore zählen. Und nur ein Jahr später nahmen sie "Zufluchtsort" auf, für das sie aber kein Label finden konnten. Welch Glück, dass die Band die Sache zusammen mit Unterstützung von Unterm Durchschnitt noch selbst in die Hand genommen hat. Es wäre sehr schade um "Zufluchtsort" gewesen.
Denn in nur einem Jahr von "Wenn die Botenstoffe streiken" bis zu den Aufnahmen für "Zufluchtsort" muss irgendjemand der Band etwas ins Wasser geschüttet haben. Todd Anderson laufen auf "Zufluchtsort" wahrlich zu Höchstleistungen auf. Zu Beginn klingt das neue Werk erst einmal anders, entpuppt sich dann aber doch als logische Weiterentwicklung. So nimmt sich die Band beispielsweise mehr Zeit: Kein Song mehr unter 3 Minuten, einige länger als 5 Minuten. Das lässt immer wieder genügend Zeit, um etwas vertrackter vorzugehen oder eine weitere Melodielinie einzuschieben. Um eine ganze Weile ruhig zu bleiben und dann umso härter wieder loszulegen. Längen braucht man hier nie zu fürchten, vielmehr sind die Songs abwechslungsreicher als früher.
Dazu kommt wieder Seechers ohnehin schon charakteristischer Gesang, der auf "Zufluchtsort" nicht minder angepisst klingt. Auch seine Texte sind wieder interessant zu lesen - und damit die Hörer nicht länger rätseln müssen, gibt es dieses Mal auch Erläuterungen.
Was also ist mit Todd Anderson passiert? Den genauen Umständen ist noch auf den Grund zu gehen. Fest steht, dass Todd Anderson sich in die richtige Richtung weiterentwickelt und mit "Zufluchtsort" eine Platte eingespielt haben, die von vorne bis hinten begeistert. Auch, wenn "Zufluchtsort" einen eher langsam denn im Sturm erobert. Oder anders gesagt: ein Hammeralbum - mehr Worte braucht es nicht. Julius Stiebert
this borderline fuckup is still about to drool?
Eine dicke Überraschung ist das zweite Album von Todd Anderson. Den Erstling ?Wenn die Botenstoffe streiken? fand ich anno 2007 ja relativ mittelmäßig. Deswegen hatte ich die Band auch überhaupt nicht mehr auf dem Plan. Aber nun legten die Marburger mit ?Zufluchtsort? ein Werk hin, das jeden meiner Kritikpunkte am Vorgänger vollkommen wegrationalisiert. Musikalisch gesehen hält man irgendwie zwar doch am 90er New School-Hardcore fest, klingt dabei aber WEIT facettenreicher. Man öffnete sich neuen Einflüssen, was vorallem die ruhigen, atmosphärischen Zwischenparts beweisen, die dezent bei Bands wie Envy oder Isis andocken. Neben diesen Postrock-Elementen schlichen sich auch leichte Emo/Screamo-Versatzstücke in den Sound, die gerne mal an Escapado denken lassen. In der Kombination wirkt das Ganze aber dennoch sehr eigenständig und lässt sich nicht mal annähernd in irgendeine Schublade zwängen. Denn wo plötzlich noch sphärische Klänge herrschten, kann man im nächsten Moment schon von einem metallischen Moshpart überrollt werden. Siehe ?Untaten?. Allgemein steht die Atmosphäre diesmal viel mehr im Mittelpunkt. Dafür nehmen sich die Marburger auch die Zeit und so durchbrechen einige Songs die 5- oder 6-Minuten-Marke. Gerade diese Stücke klingen verdammt frisch. Wahrscheinlich auch weil Todd Anderson zeigen, dass ein Hardcore-Song auch etwas länger sein kann, aber dabei nicht im Leeren verlaufen muss. Die neuen Stücke pendeln dabei hin und her zwischen Wut, Verzweiflung und wohltuender Melancholie. Auch wenn es viel zu entdecken gibt, thront über allem diese trostlose, düstere, aber stets greifbare Atmosphäre. Es wirkt niemals abgehoben oder aufgesetzt. Ein Grund dafür ist sicherlich auch die Arbeit von Marco Seeger, der in bekannter Art und Weise seine intensiven Textbrocken auskotzt. Mal geschriehen, mal gesprochen, mal irgendwo dazwischen. Und hier glänzt ?Zufluchtsort? ein weiteres mal gegenüber seinem Vorgänger. Denn mir persönlich waren die Vocals auf dem Vorgänger nicht nur zu präsent, nein, sie waren auch zu sehr in den Vordergrund gemischt. Beim neuen Album gab?s eine völlige Kehrtwende. Und so sind die Vocals nun (bewusst) in den Hintergrund geraten. Außerdem werden sie besonderer eingesetzt. Sänger Marco lässt seinen, hervorragenden, Mitstreitern diesmal viel mehr Zeit für instrumentale Passagen. Last not least bieten die Lyrics mehr als Gesellschaftskritik. Zum sonstigen Charakter passend sind die Texte auf ?Zufluchtsort? weit persönlicher gehaltent und geben der Platte dadurch eine weitere (zerbrechliche) Facette. Egal ob ?Nest?, in dem die Band Scheidungen ihrer Eltern thematisiert, ?Waldtal?, das ein trostloses Bild über Marburg skizziert oder das heimliche Titelstück ?Totenberg?, das einen Zufluchtsort für Alltagssorgen darstellt. Allesamt wirkt so viel tiefer und facettenreicher als früher. Todd Anderson gelingt es perfekt die Atmosphäre der Thematik einzufangen. Lyrics, Musik und Vocals gehen Hand in Hand und ergeben am Ende ein Gesamtwerk. Kritikpunkte? Ja, leider. Denn für meinen Geschmack stehen die vier besten Songs gleich am Anfang. Die Phase von ?Waldtal? bis zu ?Untaten? bläst mich beinahe weg. Hier stimmt alles. Leider bricht die Platte mit dem fünften Stück etwas weg und erreicht später auch nicht mehr das Niveau der ersten Hälfte. Nichtsdestotrotz ist ?Zufluchtsort? ein absolut positive Überraschung und ein Beleg für guten deutschen Hardcore. Unterstützen!
Gästeliste.de (03.2009)
Mit ihrem zweiten Album "Zufluchtsort" steigen Todd Anderson selbstsicher auf den Thron deutschsprachigen Hardcores und machen es sich dort oben neben Escapado bequem. Schon mit ihren ersten beiden Releases machten die fünf Jungs aus Marburg auf sich aufmerksam - jetzt kann man sich aber endgültig sicher sein, dass man hier in Zukunft mit einer festen Größe zu rechnen hat.
Im Vergleich zu Escapado lassen Todd Anderson es etwas ruhiger angehen. Das bezieht sich jedoch nur auf den sehr sympathischen, rohen Sound, der deutlich weniger Metal-lastig ist als derjenige der Flensburger, und auf das gelegentlich etwas zurückgenommere Tempo. In Sachen Wut und brachialen Gitarrenwänden stehen Todd Anderson ihren Kollegen keinesfalls nach.
"Zufluchtsort" glänzt außerdem durch tolles, durchdachtes Songwriting mit Message zwischen knallharter Punk-Sozialisierung, kritischem Bewusstsein und persönlichen Geschichten von der eigenen Scheidungskindheit. Ein beachtliches Album, das ganz offensichtlich von Herzen kommt. Felix Maliers
In Your Face (03.2009)
Auf ihrem neuesten Release "Zufluchtsort" zeichnen TODD ANDERSON ein düsteres Bild der uns umgebenden Welt. Soziale Brennpunkte werden ebenso thematisiert, wie das bröckelnde Familienidyll oder auch verlogene Interesssen des Staates. Doch es ist nicht alles grau in grau dieser Tage: Einige Songs betonen auch die schönen Stunden dieses Lebens oder machen sich Gedanken um die Eigenarten des Nachbarn, der bei 32 Grad die Hecke in einen Kasten umfunktioniert.
Musikalisch bewegen sich TODD ANDERSON in wohlbekannten Gefilden irgendwo zwischen Punkrock, Hardcore und Screamo. Verzweifelte Schreie werden von MUFF POTTER'schen Gesangslinien abgelöst. Die deutschen Texte lassen einen unweigerlich an Bands wie TURBOSTAAT und die bereits genannten MUFF POTTER denken. Doch diese Bands stehen musikalisch nicht als Paten zur Verfügung, denn TODD ANDERSON sind düster, melancholisch und verzweifelt - schreien sich mitunter den Frust von der Seele oder schwelgen im Sumpf der Gefühle.
Die Songs lassen genügend Spielraum für einen langsamen aber steten Aufbau und beständig muss man mit einem Ausbruch der Emotionen rechnen.
"Zufluchtsort" ist ein ungemütlicher Zeitgenosse. Das Album kratzt an Themen, die so gar nicht ins traute Heim passen wollen. Das schwarzweisse Artwork, das ein verlassenes und heruntergekommenes Bahnhofsgebäude zeigt, fügt sich nahtlos in das Gesamtgefüge ein. Im Booklet gibt es zu jedem Song niedergeschriebene Gedanken, die einem sicherlich beim Verständnis dieser Scheibe helfen. Bei mir will der Funke aber dennoch nicht so recht überspringen - vielleicht muss man am Abgrund stehen, um dieses Album wirklich voll und ganz geniessen zu können. Timo
Wahrschauer (03.2009)
Bei ?Zufluchtsort? handelt es sich - nach dem Debüt ?Wenn die Botenstoffe streiken? - um das wütende zweite Werk der jungen Marburger Hard- bzw. Punkcoreband TODD ANDERSON. Alexander Gockel (Bass und Gesang), Daniel Bubel (Gitarre), Thomas Blöcher (Gitarre), Marco Seeger (Gesang) und Florian Seebauer (Schlagzeug) verbinden darauf harte und mächtige Gitarrenwände mit sehr intelligenten, poetischen und realen deutschen Texten. Allein schon die Titel der einzelnen Lieder sind für eine Hardcoreband eher ungewöhnlich. Da findet man sich im ?Waldtal? wieder oder auf dem ?Totenberg?. Im Wald findet man dann ?Honig? oder ?Bernstein?. Vervollständigt wird diese Wortansammlung von ?Nest?, ?Ocker?, ?Wand? ?Untaten? und ?Feuer?. Damit haben sie sich einige sehr schöne Worte aus der deutschen Sprache herausgepickt. Die Texte dann verstecken sich etwas im Gitarrenfeedback. Wie gut, dass der CD ein Booklet beiliegt, in dem man sich davon überzeugen kann, dass hinter diesen Titeln auch jede Menge brachialer Poesie steckt. Und es geht sogar noch weiter, denn auch die Entstehungsgeschichte der einzelnen Songs lässt sich hier nachlesen. So erfährt man, dass die schönen Titel nicht für sich stehen, sondern klug gewählt Ausschnitte aus dem Leben und Erfahrungsschatz der Band benennen. ?Kritisch-intelligentes Songwriting und Texte mit Aussage? - so benennen sie es in ihrem Blog: todd-anderson.blogspot.com sehr richtig.
Der Song ?Waldtal? ist solch ein Beispiel, er handelt nämlich nicht von dem Ort, an dem sich Hase und Fuchs gute Nacht sagen, oder irgendwie gerade doch... Beschrieben wird hier nämlich das Leben im Marburger Stadtteil ?Waldtal?, einem sozialen Brennpunkt, in dem viele Sozialhilfebezieher leben. ?Nest? wiederum beschreibt den Ausbruch aus dem Elternhaus und die Risse hinter der heimeligen Familienfassade. Und so geht es bei jedem weiteren Lied: Die Bedeutung der einzelnen Worte enthüllt mit jedem Hören oder Lesen im Booklet weitere Bedeutungsebenen und lässt dem Hörer auch seine eigenen Assoziationen.
Weitere Themen der Texte sind die Übertretung der Menschenrechte im Dienste profitabler Handelsergebnisse oder Höhlenmalereien als frühe Kunstformen der Menschheit. Untermalt werden diese kritischen Themen von einem charmanten und sehr komplexen Gitarrennoise und dadurch wird das Hören immer wieder zu einem Erlebnis. Bei jedem Durchlauf erschließen sich die Musik und die Texte mehr und bleiben trotzdem spannend und offen für weitere Bedeutungsveränderungen.
TODD ANDERSON - diesen Namen sollte man sich merken. Ihr Werk ?Zufluchtsort? lässt hoffen, das da noch einiges geht und ins Debüt sollte ich jetzt auch endlich mal rein hören! Andy
Sellfish.de
Heimatcore - diesmal Buchstabe "T"
hello again. auch in diesem jahr geht die trophäe "coolest song title" wieder in den hohen norden: Tackleberry aus kiel hätten wohl sogar mehrere kandidaten für diese auszeichnung in petto. mir persönlich gefällt "unfuckwithable" am besten ("moder wife is law" ist aber auch nicht schlecht, hehe) - und das neue album "Reinventing Appetite For Destruction" (Zeitstrafe) nochmal deutlich mehr als das debüt "call me green". dies vor allem, weil die songs hier wesentlich ausgereifter wirken, jedoch die sympathischen eigenheiten beibehalten wurden. selbst wenn es gar nicht so leicht fällt, sie auf einen nenner zu bringen. vielleicht, weil es die nordlichter schaffen, nicht unähnlich good clean fun eine ironische außenperspektive einzunehmen - ohne szene oder inhalte zu verleugnen. möchte man tackleberry irgendetwas zum vorwurf machen, dann höchstens, dass die spielzeit mit acht knackigen tracks extrem mager ausgefallen ist. sei's drum, jene überzeugen zumindest mit ideenreichtum, rauher produktion und einer grundsympathischen interpretation von hardcore.
Gleichermaßen eigenwillig, wenngleich in etwas andere richtung, klingen Todd Anderson aus marburg. die musik ihres zweitwerks "Zufluchtsort" (papership records/broken silence) erinnert an eine mischung aus deathwish-metal-anleihen sowie einer stimmlichen wie lyrischen tagtraum-pathos-kante. die teils persönlichen, teils politisch-aktuellen deutschen texte in kombination mit der atmosphärisch ebenso dichten wie treibenden gitarrenarbeit können zwar überzeugen; allerdings mäandern die recht langen tracks für meine begriffe teilweise etwas zu wenig fokussiert umher. erscheinen wird das stimmungsvoll aufgemachte album übrigens via dem unterm-durchschnitt-sublabel papership records, in das auch ein bandmitglied involviert ist. doch soviel deckungsgleichheit wie es zwischen unterm durchschnitt und sellfish sonst gibt - diesmal genügt es lediglich für sympathiebekundungen zu einer band, die ihre wirklichen höhepunkte noch vor sich haben könnte.
Rote Raupe (03.2009)
Vor knapp zwei Jahren erschien ?Wenn die Botenstoffe streiken?, der von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeierte erste Longplayer von Todd Anderson. Spätestens damit hat sich das Quintett den Ruf erspielt, eine der interessantesten Bands der hiesigen Hardcore-Szene zu sein. Diesen guten Ruf unterstreicht nun das zweite Album ?Zufluchtsort?, denn gegenüber ihrem Debüt haben die fünf Marburger noch einmal einen Satz nach vorne gemacht und sich deutlich hörbar weiterentwickelt. Die Songs auf ?Zufluchtsort? klingen vielschichtiger, durchdachter und abwechslungsreicher als die des Vorgängers. Todd Anderson geben ihren neuen Stücken viel Zeit, um sich zu entfalten - die Folge sind spannende Wechsel zwischen lärmigen Passagen und ruhigeren, fast schon zerbrechlich wirkenden Momenten.
Geblieben sind der wütende Gesang und das verzweifelte Geschrei von Marco Seeger sowie die kritischen Texte, die Todd Anderson positiv von anderen deutschsprachigen Hardcore-Bands unterscheiden. Wenn zum Beispiel in ?Waldtal? ein Marburger Problembezirk als Sinnbild für die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich herangezogen, in ?Nest? mit drastischen Bildern der Zerfall einer Familie beschrieben oder in ?Untaten? die Schattenseite der Globalisierung beleuchtet wird, sind das Themen, vor denen die meisten am liebsten die Augen verschließen würden. Dass Todd Anderson eben gerade dies nicht tun, sondern den Finger in die Wunde legen und auch vor unbequemen Wahrheiten nicht zurückschrecken, ist die große Stärke von ?Zufluchtsort?.
Coretex Records (03.2009)
Seit 2004 aktiv, konnten sich das Marburger Quintett mit dem erfolgreichen Debütalbum Wenn Die Botenstoffe Streiken (2007 / My Favourite Toy) und den sich schnell zu Szene-Hymnen entwickelnden Songs Scheiß Frisur und Worte einen Namen machen. Mit Zufluchtsort bringt die Band ihren deutschsprachigen Hardcore auf ein neues Level: Noch derber und gewaltiger als auf dem Debüt, aber auch mit überraschend melodisch-ruhigen Momenten durchbrochen, präsentiert die Band 9 grandiose Songs, komplex und dicht arrangiert und oft länger als radiotaugliche 3 Minuten. Aufgeschichtete Gitarrennoise-Flächen, fast schon metallische Riffs, rhythmische Schlenker und abbremsende Parts mit cleanen Gitarren und düsterer Stimmung korrespondieren gekonnt mit den ehrlichen und intensiven Texten, die sich zwischen zynischem Kommentar und herausgeschrieener Wut und Verzweiflung verorten. Zufluchtsort ist ein heißer Tipp für alle Freunde intelligenten modernen Hardcores abseits von Trendyness und Posen.
Purerock.de (03.2009)
Zugegeben, bisher war es relativ einfach sich für Todd Anderson aus Marburg eher nicht zu interessieren. Klar, schon nettes Debüt und so, aber dem eigenen Anspruch des ?Denkerstirn-Hardcore? war man dann doch nicht so wirklich gerecht geworden. Vielleicht hat die Band das auch irgendwann selbst gemerkt und deshalb gar nicht sonderlich lange gebraucht, bis das neue Album aufgenommen war. Dass die Labelsuche dann nochmal fast ein Jahr gedauert hat und man das Album letztendlich quasi selbst auf Papership Records, immerhin als Sublabel von Unterm Durchschnitt, veröffentlichen musste, überrascht jedoch umso mehr, wenn man dieses neue Album Zufluchtsort das erste Mal gehört hat.
Da erscheinen Todd Anderson zwar nämlich immer noch aufs Äußerste wütend und angepisst, klingen aber trotzdem bei weitem nicht mehr ganz so roh und metallisch, wie auf dem Debüt. Vor allem die Hinzunahme eines zweiten Gitarristen zahlt sich aus, wenn sich die Band bisweilen minutenlang in sphärische Gefilde begibt. Das klingt bisweilen sogar nach Envy und entsprechend dauern fünf der neun Songs auch teilweise deutlich länger als fünf Minuten. Doch jedes Mal findet man den richtigen Moment, um Sänger Marco wieder mit brachialem Geschrei und rauem Gesang in den Ring steigen zu lassen. Allerdings bleibt die Stimme weiterhin der Punkt an dem Todd Anderson am meisten polarisieren werden. Die einen finden es grandios, die anderen lachen weiter über die Oma Hans des Hardcore. Auch über die Intelligenz von Texten mag man verschiedener Meinung sein, diese hier sind aber in jedem Falle in Ordnung und werden im schön aufgemachten Booklet sogar mit kurzen Liner Notes versehen.
Alles in allem legen Todd Anderson mit Zufluchtsort hier also eine hervorragende Platte vor. Der Schritt aus der Nische sollte damit jedenfalls gelingen. Christian
Flight 13 (03.2009)
Zweites Album des Marburger Quintetts, die mittlerweile auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben. "Zufluchtsort" hat 9 lange, deutschsprachige Hardcore-Songs, die deutlich ausgefeilter daherkommen, als auf ihrem Debüt. Derbes, zum Teil vertracktes Riffing im Wechselspiel mit melodisch-ruhigen Momenten. Hardcore meets Noiserock, der mich stark an die genialen Van Norden oder auch Escapado erinnern. Durch die Überlängen sind sehr komplexe Arrangements entstanden, die stets über Abwechslung sorgen; dazu ein meist verzweifelter Sänger, der voller Wut und Verzweifelung die Lyrics zum besten gibt. Schick aufgemacht im Digi-Pak!