Captain Planet - Inselwissen. Reviews
Wiesbadener Tageblatt (01.2011)
. Es ist immer wieder faszinierend, wie unbekannt gute Musik sein kann. Oder wie gut unbekannte Musik manchmal ist? Egal. Captain Planet dürften in Wiesbaden jedenfalls leider immer noch nur Insidern bekannt sein. Völlig zu Unrecht. Versucht man ihren Stil zu beschreiben, gelangt man rasch an die Grenzen des unscharfen Begriffs Punkrock. Darunter subsumiert man gemeinhin Bands wie Turbostaat genauso wie die Terrorgruppe, obwohl beide recht wenig miteinander zu tun haben. Captain Planet spielen auch Punk. Und zwar solchen wie Turbostaat oder vielleicht die frühen Muff Potter. Doch eigentlich muss man die drei Musiker aus Norddeutschland mit gar keinem vergleichen. Denn ihre Musik hat genug Potenzial, für sich alleine zu stehen. Ihr zweiter Langspieler ?Inselwissen? überzeugt auf ganzer Linie mit eindringlichem Gesang sowie Melodien, die einen sofort mit dem Fuß zucken lassen. Dazu kommt eine Prise seltsamer Melancholie, die nicht schwermütig, sondern neugierig auf die guten Texte macht. Der Name sollte Unwissende nicht täuschen. Obwohl Captain Planet ein blauer Zeichentrick-Superheld war, sind Captain Planet alles andere als eine Klamauk-Band. ?Es ist staubig dort/wo der Alltag sich schlafen legt?, sind die ersten Zeilen des Stücks ,Blick durch den Lattenrost?. Eine super Scheibe einer super Band. Kaufen! Daniel Duben
Burn Your Ears Webzine (10.2010)
CAPTAIN PLANET sind die Band, die bei uns immer im Tour-Van lief. Natürlich kann man durch das ganze Gejohle und Geproste relativ wenig verstehen. Aber man bekommt einen Eindruck. Und da die Platte ziemlich oft auf den Wegen zu einer Show lief, war der Eindruck ziemlich positiv. Und dann kam der Moment, auf dem wir auf dem gleichen Festival wie CP gespielt haben ? und was soll ich sagen? An dem Abend habe ich mich neu verliebt! Und zwar in diese unverwechselbare Mischung aus Punk, Posthardcore und Indie-Rock mit leichter 90iger Jahre-Kante. Da stehen vier Nordlichter auf der Bühne, machen keine großartige Show, springen auch nicht über die Bühne als wollten sie ein Workout-Video machen und wirken nett, aber etwas trocken ? und geben das auch noch selber zu. Aber die Bühnen-Präsenz des Quartetts war absolut grandios und ich war wie vor den Kopf geschlagen, wie unheimlich gut diese Band ist. ?Inselwissen" ist nun das zweite Werk der Band, welches sich in meinem Player auf Dauer-Rotation befindet. Die Gitarren sind nahezu clean, können aber dadurch ziemlich dynamisch und krachig werden und so für echte Gefühlsausbrüche sorgen. Überhaupt wird ?Gefühl" hier mehr als groß geschrieben. GEFÜHL also. In seinen Texten malt der Sänger eher, als dass er wirklich erzählt. Der Alltag wird schonungslos auf seine Tristesse hin abgeklopft, und leider wird dort auch eine Menge gefunden. Mit seiner Form von Lyrik malt er die Bilder unser aller Leben und man weiß als Zuhörer manchmal gar nicht so genau, warum er einen dabei so packt ? klingen die Texte doch irgendwie kryptisch bis belanglos.
Aber auch das macht die Qualität von CAPTAIN PLANET aus. Man muss nicht alles verstehen, um es fühlen zu können. Aber das kennt man ja von norddeutschen Bands: Bilder, die dein Herz darstellen und es manchmal besser beschreiben können, als du selbst. Allerdings muss man für diese Art des Textens auch etwas übrig haben ? ansonsten kann einem das schon ziemlich auf die Nerven gehen. Im direkten Vergleich finde ich ?Inselwissen" etwas weniger spannend als ?Wasser kommt, Wasser geht", da hier der Punkfaktor ein wenig runtergeschraubt wurde und sich einfach nicht ganz so viele Zeilen in meinem Kopf festsetzen wollen, wie beim Vorgänger. ?Wasser kommt..." ist für mich ein absoluter Meilenstein und das aktuelle Album ist halt einfach nur saugut. Aber immerhin. Wer auf deutschsprachigen Schrammel-Indie steht (Matula klingen zum Beispiel ähnlich, nur sind die etwas weinerlicher), wird sein Herz genauso wie ich an diese Jungs verlieren können. Grandiose Band! Kai Thonemann
Trust Fanzine (02.2010)
Na ja, diese Band neu vorzustellen ist, wie was neues über Betroffenheits-Post-Emo-Punk-Schrabbel zu schreiben. Die Jungs aus hamburg sind hinlänglich bekannt. Ebenso bekannt ist, dass man solche Musik mag, oder eben nicht. Duesenjaeger, Peters, Herr Neumann... alles o.k. für Leute, die es mögen. Manche lieben es, manche kriegen die Krise. O.K., unvoreingenommen kann ich das jetzt auch nicht beurteilen. Habe mittlerweile zuviel davon gehört. Jede Platte schmeckt erstmal Klasse. Auch diese. Schöne Texte, fluffige Musik, der Ansporn, mal wieder über das Leben als solches nachzudenken. Überflüssiges Oxfam schenken, zur besinnlichen Zeit den Obdachlosen ein Bier ausgeben oder ältere Playboy-Ausgaben ins Altersheim bringen. Die Welt ist gut, die Platte auch. Das Vinyl ist grün und ich lege die jetzt noch mal auf. Ich bin betroffen ... und habe Spaß dabei. Joachim
The Gap (12.2009)
Früher war das ja noch einfacher. Da hatten die einzelnen Splittergruppen der jeweiligen Teenager-Generationen ihren eigenen Soundtrack. Da gab es Punk, Pop, Goth, Metal. Das World Wide Web hat da jetzt einiges verändert. Alles scheint ein einziger Mashup zu werden. Das muss nicht unbedingt schlecht sein. Bands wie Captain Planet wären aber früher anders wahrgenommen worden. So wie es damals die Hamburger Schule mit ihren Trainingsjackenträgern gab, würde es dann heute ein Genre bzw. eine Teenager-Generation "deutschsprachiger Post-Punk" geben. Die Leitbands wären Muff Potter, Oma Hans, Turbostaat, Madsen, Peters. Und eben Captain Planet. Mit seinem auf 90er-Emo-Rock Bezug nehmenden Sound und seinen den Alltag beschreibenden Texten hätte das Quartett wohl das Zeug zum Sprachrohr des Genres schlechthin. Aber 2009 ist nicht 1995. Und so werden Captain Planet keine Genre-Anführer, sondern bleiben einfach nur eine saugute Band. Werner Schröttner
Quickmatch Minus-One (Radio Q) (12.2009)
Guter, deutschsprachiger Punkrock mit klasischer Emo-Attetüde. Also die gute 90er-Jahre Emo-Geschichte. Captain Planet aus Hamburg bringen nach "Wasser kommt, Wasser geht" ihr zweites Album raus und dürften sich mittlerweile durch emsiges Touren einen Namen gemacht haben. Cleane und klirrene Gitarren, treibendes Schlagzeug, gute Melodien - Captain Planet machen alles richtig, lediglich die streckenweise hohe Stimme von Sänger Arne kann gewöhnungsbedürftig sein, alles ist eben subjektiv. Und das bei gleichzeitiger Radiotauglichkeit der meisten Songs. Textlich dreht sich alles um die Probleme adoleszenter Männer mit verändernden Lebenssituationen. Um den Konflikt jugendlicher Ideale mit Veränderung, Kompromissen und natürlich um den inneren Schweinehund. Auch wenn sich die Thematik noch so durchgenudelt anhört, schaffen es Captain Planet, allem ein eloquentes Gewand überzustülpen, sodass sich das Endprodukt authentisch und schlüssig anhört - und eben nicht nach überflüssiger Schnulze. Gutes halbstündiges Stück Musik
Slam Zine (12.2009)
Dem Deutschpunk zuzuordnende Platten überzeugen mich in der Regel nur höchst selten. Das letzte Mal, als eben dies der Fall war, hieß die Platte "Folger" und die dazugehörige Band Mitote. Mit "Inselwissen" veröffentlcihen nun auch die aus Hamburg und Hannover stammenden Captain Planet ein solches Album, mit dem sich die Band anschickt, an die Untergrund-Erfolge ihres Werkes "Wasser Kommt Wasser Geht" anknüpfen zu wollen. Dabei trifft die Begrifflichkeit Deutschpunk das, was Captain Planet präsentieren, nur ganz randläufig, hat man hier doch stets das Gefühl, es hier mit etwas Intelligentem und Sensiblem zu tun zu bekommen, das sich weit mehr zum Ziel gesetzt hat als lediglich das Verändern von Zuständen. Mit "Inselwissen" verfolgen Captain Planet in der Tat heldenhaftere Ziele. Ja, schon ein Song wie "Rambo" vermittelt das Gefühl, ganz nah am Leben dran zu sein, Geschichten zu erleben, die den eigenen Horizont erweitern und Einblick in etwas gewähren, das stets nur allzu menschlich wirkt. In Sachen Persönlichkeit und familiäre Note ist "Inselwissen" darüber hinaus nur ganz schwerlich zu schlagen. Am Ende eines Songs steht in jedem Fall die Einsicht, dass das Leben keinesfalls überdimensional außergewöhnlich sein muss, um besonders zu sein. Captain Planet machen es mit "Inselwissen" recht beeindruckend vor. Es handelt sich hier also ganz zweifelsfrei um eine Lektion, die man lernen sollte. Dennis Grenzel
Whiskey & Soda (12.2009)
Irgendwann kommt immer der Moment, an dem einem das Zuhause keine Rückzugsmöglichkeit mehr bietet. Normalerweise kommt man heim, um innerlich abschalten, um die Verantwortung ruhen lassen zu können. Doch eines Tages sitzt man im Sessel und kann sich nicht mehr entspannen. Plötzlich bemerkt man, dass nichts mehr stimmt - und dass dieses Bedürfnis nach dem zwischenzeitlichen Einschließen nur die Spitze des Eisbergs ist. Und nach dieser Erkenntnis kann man nicht mehr sitzen. Man nimmt noch schnell einen Schluck aus dem Wasserhahn, schnappt sich die Wetterjacke und seine Turnschuhe und läuft hinaus auf die Straße. Es ist schon dunkel, die Szenerie wird nur noch von den Straßenlampen beleuchtet. Es nieselt leicht. Man läuft einfach drauf los - schnell und doch ziellos. Der Kopf dröhnt vor lauter Gedanken. Der pfeifende Herbstwind ist nichts dagegen.
Genau hier kommen Captain Planet mit ihrem zweiten Album 'Inselwissen' ins Spiel. Sie vertonen diesen Ausbruch und diese plötzlich auftretende Rastlosigkeit. Sie legen die Indizien offen, die darauf hindeuten, dass man sich verlaufen hat: Das, was man erlebt, zieht nur noch vorbei wie die Landschaft am Zugfenster. Die Luft wird schlechter, aber das Fenster klemmt - die Verbindung nach draußen ist abgerissen. ('Miniatur Wurzelwerke') Abends sieht man sich nach dem Heimweg auf der letzten Treppenstufe vor der Haustür noch einmal um und blickt sehnsüchtig nach draußen - der Schlaf soll nicht der einzige Fluchtweg sein. Doch man verpasst ständig alle Busse. ('Walbaby')
So deutet es sich an. Und wenn man sich dann bewusst im Spiegel betrachtet, erkennt man, wie tief das alles sitzt: 'Heute sprechen Deine Augen / und sie plappern alles aus.' ('Parkhaus') Man beobachtet sich selbst dabei, wie man allein an der Wand kauert, um gegen die elende Einsamkeit wenigstens ein paar Atemgeräusche aus der Nachbarwohnung zu erhaschen. ('Vom Fass in den Regen') Es lässt sich nicht mehr verhehlen, dass sich alles in die falsche Richtung entwickelt. Man hat am eigenen Leben herum gemeißelt: 'Das Leben abgebaut / Stein für Stein / Probleme kleingeredet / Wann hast Du Dein Basislager aufgegeben?' ('Der Rückbau')
Die Person, die in diesem Artikel 'man' heißt, nennen Captain Planet 'Du'. 'Du' bist der Umherirrende der Songs. Dieses Pronomen verschafft dem Zuhörer eine emotionale Verbundenheit mit den gesungenen Worten. Arnes Stimme erzählt dem Zuhörer dessen Geschichte - mit seiner dynamisch kraftvollen Stimme in ihren vielen Facetten: herausfordernd, bekräftigend, verzweifelt. Captain Planet spielen Punk für das Herz. Die Gitarren wecken den Zuhörer ruckartig auf, das Schlagzeug treibt, der Bass lässt keine Ruhe mehr zu. Captain Planet möchten Dich durch 'Inselwissen' mitnehmen und Dich befreien aus dieser Welt, die von grauen Duschvorhängen mit Fischmotiven dominiert ist. Bei ihnen kannst Du Dich gut aufgehoben fühlen. Denn hier wird das Leben nicht so geführt, 'wie Rambo an die Tanne springt'. ('Rambo') Hier befindet man sich für knapp 30 Minuten mit der Band auf ihrer Insel. Drumherum Wasser, so weit das Auge reicht - wie schon auf dem Debutalbum zielt sich das Wasser als thematisches Motiv durch das gesamte Album.
Und genau diese Insel bietet schließlich die Chance, den Reinigungsprozess erfolgreich zu durchlaufen. Am Ende des langen Weges könnte stehen: 'Es ist der Glaube an die Füße, die Dich tragen / und der Glaube an ein Herz, das auf Dich einschlägt / Daran, dass Du auch morgen wieder aufstehst, ohne Dich zu fragen / ob die Welt sich noch dreht dort draußen.' ('Blattsport`). Maximilian Liesner
Poisonfree.com (12.2009)
Ein bisschen gehyped wurden Sie ja schon, die Herren aus Hamburg. In der Zeit gabs Review und Story, auf Laut.de Lob, und im Hamburger Abendblatt Anerkennung. Warum genau sich die Hälse so weit reckten weiß ich nicht einmal genau ? was nicht heisst, dass die Band nicht überaus talentiert und sympathisch ist.
Also weg vom Hype und hin zur Substanz, die in diesem Falle mit dem zweiten Album ?Inselwissen? belegt werden soll. Der Sound klingt bekannt, ist aber in Teilen noch ein bisschen emotionaler und melancholischer geworden. Im Endeffekt immer noch Indierock mit einer ordentlichen, wohltuenden und fein platzierten Dosis Punk, bringt die Band hier noch ein paar mehr Facetten in ihrem Sound unter. Man verändert sich quasi heimlich, denn den alten Fans wird der Sound unverändert zusagen. Erwachsener will ich das nicht nennen, sondern vielleicht ein bisschen reifer ? das klingt weniger vorwurfsvoll. Geblieben sind natürlich diese flirrenden Gitarren, die treibende Struktur, die nach Aufbruch und Aufruhr klingt, die netten detaillierten Rhythmen, der hohe, auf diese urtümliche Art gerufene Gesang und die generelle Herangehensweise an Musik. Das bedeutet Drive, viele kleine und nette Texte am Puls der Jugend, zerbrechliche Hits und ein bisschen Mittelfinger, aber immer gutes Benimm und Emotionen. Die Trademarks der Band, die zusammen mit dem Lokalkolorit den Hype verursacht haben, sind also am rechten Fleck und immer noch da, und durchaus wichtig und nennenswert. Im Norden nix neues, naja, fast, aber warum auch irgendwas neu erfinden, wenn man gerade erst durch die große Presse marschiert ist, und das mit einem eigentlich unkommerziellen Sound?
Ein bisschen schnell gehts vorüber. Das liegt sicher an der angenehmen Kurzweil, aber auch daran, dass ich persönlich ein wirkliches Highlight vermisst habe, welches hinaussticht. Die Platte hat ein gutes Niveau, das steht ausser Frage, aber die Songs ähneln sich hier und da doch deutlich. Das liegt zum einen daran, dass die Band ihren Stil klar gefunden hat, zum anderen aber vielleicht auch an Eruptionen. Unterm Strich dennoch eine nette, feine und irgendwie zerbrechliche, sympathische Platte.
Starving In The Belly Of A Whale (11.2009)
Bei all der Veröffentlichungsflut innerhalb des deutschsprachigen Punkrocks der letzten Jahre ist es schwer geworden, den Überblick zu behalten. Es scheint, als würden fast tägliche neue Bands einen immer gleichen Sound gestalten. Ein Bekannter zog dazu einst den schönen Vergleich, dass Punkrock nun mal wie Erbsensuppe sei. Man weiß, was einen erwartet. Das Rezept ist bekannt und geschmackliche Unterschiede fallen nicht zu intensiv aus, aber gegessen wird so was immer wieder gerne. Vielleicht keine fundamentale Theorie. Im Kern dennoch brauchbar und vor allem wahr.
"Inselwissen" lautet der zweite große Wurf der sympathischen Herren aus dem Norden und kommt zunächst ebenfalls erstmal altbekannt daher. Viel Tempo, viel Druck und diese Stimme, die die Verzweiflung gepachtet hat. Wie gewohnt schiffen sich Captain Planet durch den Alltag, die Menschen und die damit verbundenen Gedanken. Beobachten und reflektieren, suchen und nicht weniger finden als Erkenntnis: "Bist halt nicht der Typ ? der sein Leben so lebt / wie Rambo an die Tanne springt." Ein Satz, der darauf wartet in die Haut getackert zu werden, weil er vor Weisheit und Raffinesse einfach nur strotzt. Auf diesem Gebiet spielt das Quartett ganz oben mit, keine Frage.Doch auch musikalisch ist hier mehr Substanz zu finden, als noch auf dem Debut von vor 2 Jahren. Eine Entwicklung wird deutlich: Weniger Gitarrenverzerrung, teilweise wurde das Metrum gedrosselt und überraschende Melodiebögen sorgen hier für mehr Vielfalt, als man dieser Spielweise zunächst zutraut. "Walbaby" oder "Knapp unter dem Dach "untermauern dies und "Blattsport" besitzt am Ende gar soviel Pop, um vornehmlich darauf gemünzte Bands blass aussehen zu lassen. Und das ist es mal wieder, was diese Band glänzen und viele weitere Mitstreiter abschütteln lässt. Hier wird nicht nur aufgewärmt und abgeguckt, sondern der eigene Weg bestritten, so eng dieser im Punkrock-Korsett auch sein mag. Captain Planet servieren hier eine starke zweite Platte, textlich wie musikalisch. Wenn Punkrock also wie Erbsensuppe daherkommt, so gehört Inselwissen zur Gourmet-Sorte. Einen Tag durchgezogen ist das Ganze zwar schon, was aber einen intensiven Geschmack beinhaltet und durch frische Zutaten abgerundet wurde. Und vor allem bringt dieses Gericht eine angenehme Wärme gegen die kalte Jahreszeit mit sich. Daniel Kottkamp.
Plastic Bomb (11.2009)
Seit TURBOSTAAT war keine Band aus unseren Breiten in diesem Genre mehr so souverän großartig. Nach ihrem Albumdebüt "Wasser Kommt Wasser Geht" von 2007 hat sich das Hamburger Quartett nach umfangreicher Livepräsenz erneut ins Studio begeben und legt jetzt einen würdigen Nachfolger vor. "Inselwissen" verbindet den typischen sehnsüchtigen und vorwärtsdrängenden Charakter, der CAPTAIN PLANET-Songs bisher auszeichnete, mit noch mehr Tiefgang, Intensität und Vielfalt. Songs wie "Rambo", "Stühle Rücken" oder gleich der Opener "Walbaby" zeigen überzeugend, dass etwas weniger Gitarrenverzerrung und generell feingeistigere Arrangements der Band gut stehen. Noch schöner kommen die sich dynamisch hochschraubenden Melodiebögen zur Geltung.
Get Addicted (11.2009)
Diesmal geht es um mehr als nur ein neues Muster an der immer selben Wand. Es geht um ?Inselwissen?, dem zweiten Album der Nordisch-Punker von Captain Planet. Der erste Satz ist immer der schwerste. Text beginnt und wird zerstört. Pfeil nach links und wieder von vorn. Höher hätte der Anspruch, der von Herzen kommt, kaum sein können. Und Captain Planet werden ihm elf-fach gerecht. Und was ist mit mir? Höre jeden Morgen nach dem Aufstehen ?Inselwissen?, weiß von Tag zu Tag mehr, dass es das ist, was ich hören will. Weder ein Rückschritt im Vergleich zum Erstling ?Wasser kommt, Wasser geht?, noch Gleichschritt für Gleichschritt.
Ein Hauch mehr Turbostaat, ein bis oben hin gefülltes Eichenfass an Emotionen. Irgendwo im Hinterkopf schwelgen die Gedanken an gemeinsame Erlebnisse fortwährend mit den Melodien dahin. Ein Bilderbuch an Straßen, Städten und Strömen.
Mit dem Wissen vom Leben auf der Insel flackern die ersten Töne von ?Walbaby? durch den Raum. Aus vier mach sechs. Genießt euer Glück. Seite eins, Lied vier - ?Blattsport? zum Himmel hoch jauchzen und x-mal interpretieren.Einmal gewendet, weiter gehört. Der Tank ist noch lange nicht leer. ?Rambo? in der Rille. Kein Kampf gegen Windmühlen, sondern Veteranenhilfe für all die knifflig-mühseligen Abenteuer im Dickicht des Alltagsdschungels.
Könnte noch Zeilen füllen mit Querverweise auf Timmy, den Hund, könnte Bilder malen von Melodienbögen im Stile des Apennin und würde doch nicht so viel Punkrockpoesie aufbringen wie Captain Planet mit ?Inselwissen?. Anhören und lieb haben! Michael Blatt
Vice Mag (11.2009)
Captain Planet schreiben Lieder ohne schiefe sprachliche Bilder zu benutzen, ohne lyrische Kitschsoße anzurühren, ohne ihre Herkunft zu feiern und ohne im Großen und Ganzen peinlich, übersentimental oder einfach nur Scheiße zu sein. Und sie sind trotzdem eine emotionale Punk-Band aus Hamburg. ROY HINKLEY JR.
Frizz Aschaffenburg (11.2009)
Kein anmaßendes Gerede von wegen nächste, große Nummer. Aber Captain Planet stehen so dermaßen in den Startlöchern, dass selbst Usain Bolt kalte Füße bekommt. Kaum satt gehört am famosen Debüt ?Wasser kommt, Wasser geht?, bei dem selbst ?Die Zeit? die Euphoriekeule mächtig schwang, jetzt ?Inselwissen? und der große Wurf! Captain Planet schieben sich scheinbar mühelos an die Spitze deutschen Punkrocks, auch wenn spätestens jetzt dieses Korsett langsam zu eng wird. Freunde der Sonne, das knallt so richtig durch die Decke! Ralph Rußmann
Wahrschauer (11.2009)
Gut zwei Jahre ist es her, dass mir mit ?Wasser kommt Wasser geht? das Debutalbum dieses Quartetts aus Norddeutschland in die Hände kam. Ich war sofort hellauf begeistert von dieser gelassenen Variante deutschsprachigen Screamo / Punkrock. Ich fühlte mich an Bands wie KURHAUS oder ESCAPADO erinnert, mit denen sie nicht nur eine geographische Nähe verbindet. CAPTAIN PLANET gehen einen vollkommen undogmatischen Weg und scheinen sich nicht im geringsten zu kümmern, was szenetypisch akzeptiert ist, oder eben nicht. Selten gab es in den letzten Jahren eine Band, dessen Folgewerk ich so sehnsüchtig erwartet habe. Die zumeist persönlichen Texte beschreiben Alltagssituationen, die vielen von uns vertraut sein dürften. Wer sich schon einmal zum Lernen für längere Zeit am Schreibtisch festgekettet hat, während das Leben vor der Tür an einem vorbeizieht, dürfte sich in dem Titel ?Blattsport? wiederfinden. Auf ihrem zweiten Album ist die Band eher noch ruhiger geworden, weshalb man sie fast schon in die Nähe der sogenannten ?Hamburger Schule? bringen könnte. Geschadet hat ihnen diese Entwicklung mit Sicherheit nicht. CAPTAIN PLANET wirkt einerseits reifer ? ihre jugendliche Frische lässt sich aber nicht verleugnen. Teilweise sehr melancholisch, jedoch niemals ins kitschige abgleitend, stellt ?Inselwissen? ein wunderschönes Album zum Texte-auswendig-lernen und immer-wieder-selbst-daran-erfreuen dar. Johannes
Borderlinefuckup Blog (11.2009)
Man kann eine Platte anhand von so vielen Faktoren bewerten. Sei es die Technik mit der die Musiker ans Werk gehen, der Sound der im Aufnahmestudio zusammengezimmert wurde, die Tiefe der Texte samt deren Lesefluss oder die Zusammensetzung der Tracklist. Ist ein Album nur eine Aneinanderreihung von netten Songs oder kommt am Ende ein rundes Gesamtwerk bei raus. Oder lebt es, im schlimmsten Falle, nur von seinen drei Überhits, während der Rest einfach stinkt? Nicht zu vergessen seien Dinge wie Innovationswut, rüberkommende Energie oder schlicht Sympathie für die jeweilige Band. Haben wir schon die Vocals erwähnt? Die zerstörten schon viele Platten! Manchmal? ja, manchmal tut dies alles nix zur Sache. Dann, wenn es einfach nur um das Gefühl einer Platte geht. Captain Planet sind so eine Band, die etwas ganz Besonderes an sich hat. Vielleicht nennt man es einfach ?Charme?. Zumindest ist es das, was diese Platte ausmacht. Musikalisch bietet ?Inselwissen?, genau wie sein Vorgänger, nicht sonderlich viel Herausragendes. Das ist Emopunk auf deutsch! Allerdings klauen Captain Planet ihre Songs nicht einfach von irgendwelchen amerikanischen Bands und übersetzen deren englische Texte ins Deutsche. Viel eher scheinen die Hamburger von ihrem eigenen Umfeld beinflusst worden zu sein. Denn gewissermaßen ist Captain Planet für die Leute gemacht worden, denen Tomte und Kettcar immer zu uncool waren. Mehr Punk, mehr Direktheit! Weniger intellektuell klingen wollende Poesie, weniger hornbrillentragende Studenten! Die Texte sind greifbar und einfach, klingen aber niemals stumpf, sondern punkten durch enorm viel? Charme! Ständig wird man selbst angesprochen. ?Nur so spürst DU dass DU alles kannst? / ?DU weißt es nicht? / ?DU hast?s gesehen? / ?Suchst nach der Form die DU sein wilst?. Das macht den Captain zum perfekten Beifahrer auf sonst so einsamen Autofahrten. Und wenn sich das hübsche Mädel vom Supermarkt endlich mal abholen lässt, dreht sie den Lautstärkeregler, den man höflichkeitshalber vorher zurückdrehte, von selbst wieder hinauf! ?Inselwissen? ist somit mehr als nur ein weitres Album, das man irgendwo einordnen oder irgendwie bewerten muss. Wahrscheinlich ist das auch der Grund dafür, warum sämtliche Reviews zu dieser Platte ebenfalls so putzig in der ?DU?-Form geschrieben sind. Um meiner Linie nicht komplett untreu zu werden, seien ein paar trockene Fakten doch noch erlaubt: ?Inselwissen? ist eigentlich genauso wie ?Wasser kommt, Wasser geht?. Qualitativ schenken sich die beiden Alben nicht viel. Durch die druckvollere Produktion gefällt mir der Sound auf ?Inselwissen? etwas besser. Allerdings denke ich, dass Captain Planet noch nicht da angekommen sind, wo sie hinkommen könnten. Denn vom Gefühl her folgt nach zwei mitreißenden Songs noch immer ein nur ordentliches Stück. Aber nicht mal das kann am Wert dieser Platte rütteln. Schließlich könnte man den Obersympathen aus dem hohen Norden ewig zuhören. Schlussfolgerung: diese Platte wächst einem ans Herz! Unterstütze DU den Captain!
CD Starts (11.2009)
Wasser kommt, Wasser geht! Diese seemännische Erkenntnis ist nicht nur den Meeres-erprobten Captain Planet vorbehalten. Zumindest haben die vier Hamburger jene Weisheit dem Vorgänger ihres aktuellen Albums auf den Titel geschrieben. Was lege näher als sich nun wiederum in Feuchtgebieten zu tummeln und das sich aufgestaute ?Inselwissen? auch aufs Festland zu musizieren?
Abgesehen davon: Auch wenn sich die Lobes-Bekundungen in der massenkompatiblen Musik-Szene auch diesmal leider wohl nicht überschlagen werden, die eindringlichen Punkmusik (mit Anspruch) Marke Captain Planet überzeugt trotzdem. Oder wahrscheinlich auch gerade deshalb. Denn es interessiert ja auch eigentlich nicht die Note ob ?Inselwissen? nun auf einem Major oder einfach nur Unterm Durchschnitt erscheint. Hauptsache es wird veröffentlicht und erfährt nicht das gleiche unbarmherzige Schicksal ach so vieler ambitionierter und auch guter Bands (siehe die brillanten Kurhaus), die aufgrund eines mangelnden Musikverstandes der Dagobert Duck'schen Label-Verantwortlichen nie wirklich eine Chance bekamen.
Bereits ?Unterm Pflaster der Strand?, die Debüt-EP der hanseatischen Indie-Punker, bestach 2005 mit kraftvollen Riffs und eingängigen Melodien. Der deutschsprachige Gesang von Frontmann Jan Arne von Twistern geht auch vier Jahre später direkt ins Ohr und darüber hinaus reissen Captain Planet mit ihren spielfreudigen Interpretationen knapp bemessene Genregrenzen ein und toben erneut wie junge Hunde durch rockig-punktiere Akustikfelder. ?Inselwissen? wird mit einem Intro aus wabernder Basslinie, markanter Gitarre und schepperndem Trommelspiel eröffnet bevor dann schließlich von Twistern mit seinen lyrisch-kryptischen Texten die Insel betritt, um seine Mitstreiter noch ein wenig mehr anzutreiben. Alles was man von einem zwar energisch-kontrollierten aber dennoch durchs Ohr fegenden Musikstück erwartet, pusten einem Captain Planet nicht nur in ?Walbaby? oder dem tollen ?Blick Durch Den Lattenrost? ins Genick.
Das knackige Konzept der kontrollierten Punk-Offensive zieht sich auch auf Album Nummer zwei wie ein roter Faden durch seine knapp 30 Minuten Spielzeit und doch klingen die Nordlichter als eine in sich geschlossene Band deren Songs sogar noch etwas mehr Wehrmut und Melancholie als zuvor versprühen. Sich gegenseitig antreibenden Gitarren batteln sich mit von Twisterns Organ um die Wette um Songs wie ?Blattsport?, ?Hans Dampf? oder ?Vom Fass In Den Regen? zu leicht düster anmutenden aber auch ebenso erhaben-euphorischen Hymnen aufzubauschen. Dabei ist das neue Songmaterial nicht nur ausschliesslich Energie bepackt, sondern besitzt zusätzlich auch noch diese gewisse Note innere Ruhe, die andere Bands oft so verzweifelt suchen und meist nie finden.
Melancholisch und verzweifelt prahlen Captain Planet mit ihrem "Inselwissen", kitzeln mit druckvoller Leichtigkeit facettenreiche Rocknummern aus miteinander kämpfenden Gitarrenläufen, lassen immer wieder auch mal den Herrn Indie-Pop zu Gehör kommen, um ihn dann nach wenigen Takten mit Vollgas gegen die Wand zu fahren. Der ideale Soundtrack für einen verregneten Herbst: Mit Punk, Herz und Melodie! Mathias Wüntscher
Waste of Mind (11.2009)
Der Zeichentrickheld Captain Planet kämpfte für die Umwelt. Captain Planet aus Hamburg und Hannover kämpfen ebenfalls. Für Dich oder mit Dir. Du bist der, der in jedem Lied direkt angesprochen wird. Und außer Zweifel steht, dass sich jeder irgendwo in den Songs wiederfinden kann. Das war schon bei "Wasser kommt Wasser geht" und der 7inch davor so, und ist auch bei "Inselwissen" nicht anders. Und auch ansonsten ist nicht vieles anders. Die Veränderungen auf dem zweiten Album der Band sind eher klein, fallen auf, stehen aber nicht im Vordergrund.
Der Opener "Walbaby" etwa klingt gleich etwas anders. Vor allem da Arnes Gesang sich anders anhört, als man ihn kennt. Doch meistens klingt Arne so gehetzt wie immer - Stücke wie "Rambo" sind sogar richtig typisch für die Kapitäne. In den Texten spiegelt sich der Kampf gegen das ungerechte Leben wider: "Es ist der Glaube an die Füße die dich tragen/ Und der Glaube an ein Herz, dass auf dich einschlägt/ Daran, dass du auch morgen wieder aufstehst/ Ohne dich zu fragen, ob die Welt sich noch dreht dort draußen" (aus "Blattsport"). Große Worte. Geschichten mit Verzweiflung und Mut. Und Songs, die man gerne verschwitzt im Rahmen kleiner Konzerte erleben möchte.
Musikalisch klingt das Ganze dann aber doch etwas ruhiger als auf dem letzten Album. Das fällt aber kaum ins Gewicht. Es gibt noch immer genügend Stücke, die beim Hören dieses spezielle Captain-Planet-Gefühl erzeugen. Denn wie eingangs schon erwähnt: So viel hat sich gar nicht geändert. Vor allem eines nicht: "Wasser kommt Wasser geht" war eine der besten deutschsprachigen Punkscheiben des Jahres. 2009 trifft das auf "Inselwissen" wieder zu. Julius
Uncle Sally´s (11.2009)
Schön, das noch was geht im deutschen Untergrund. Mit ?Inselwissen? veröffentlichen Captain Planet aus Hamburg ein weiteres Identifikation stiftendes und alternativen Lebensmut schürendes Album, dessen Herz und Hirn anwerfende Texte bald als Parolen auf den Wänden hiesiger Kellerclubs prangen dürften. Angefixt von der Abscheu gegenüber der tagtäglichen Tretmühle aus Job und Überleben und den sauberen Fassaden deutscher Vorstädte kippen die smarten Hanse-Punks kübelweise Denkfutter in ihren Sound aus holsteinischer Härte und süßer Melancholie ? in der sicheren Gewissheit, dass ihre Musik der einzig mögliche Weg nach draußen ist. Wir treffen uns knapp unterm Dach. Flo Hayler
Waste Of Mind (10.2009)
Der Zeichentrickheld Captain Planet kämpfte für die Umwelt. Captain Planet aus Hamburg und Hannover kämpfen ebenfalls. Für Dich oder mit Dir. Du bist der, der in jedem Lied direkt angesprochen wird. Und außer Zweifel steht, dass sich jeder irgendwo in den Songs wiederfinden kann. Das war schon bei "Wasser kommt Wasser geht" und der 7inch davor so, und ist auch bei "Inselwissen" nicht anders. Und auch ansonsten ist nicht vieles anders. Die Veränderungen auf dem zweiten Album der Band sind eher klein, fallen auf, stehen aber nicht im Vordergrund.
Der Opener "Walbaby" etwa klingt gleich etwas anders. Vor allem da Arnes Gesang sich anders anhört, als man ihn kennt. Doch meistens klingt Arne so gehetzt wie immer - Stücke wie "Rambo" sind sogar richtig typisch für die Kapitäne. In den Texten spiegelt sich der Kampf gegen das ungerechte Leben wider: "Es ist der Glaube an die Füße die dich tragen/ Und der Glaube an ein Herz, dass auf dich einschlägt/ Daran, dass du auch morgen wieder aufstehst/ Ohne dich zu fragen, ob die Welt sich noch dreht dort draußen" (aus "Blattsport"). Große Worte. Geschichten mit Verzweiflung und Mut. Und Songs, die man gerne verschwitzt im Rahmen kleiner Konzerte erleben möchte.
Musikalisch klingt das Ganze dann aber doch etwas ruhiger als auf dem letzten Album. Das fällt aber kaum ins Gewicht. Es gibt noch immer genügend Stücke, die beim Hören dieses spezielle Captain-Planet-Gefühl erzeugen. Denn wie eingangs schon erwähnt: So viel hat sich gar nicht geändert. Vor allem eines nicht: "Wasser kommt Wasser geht" war eine der besten deutschsprachigen Punkscheiben des Jahres. 2009 trifft das auf "Inselwissen" wieder zu.
Hamburger Abendblatt (10.2009)
Das zweite Album "Inselwissen" von Captain Planet aus Hamburg ist eine gute halbe Sternstunde des Deutschpunk. ?Es hat dich befreit, Dinge aufzugeben?. Nach einem Intro aus pumpendem Basslauf, akzentuierter Gitarre und konkret scheppernden Drums setzt Captain Planet Sänger Arne von Twistern mit diesen Zeilen ein. Schon der erste Satz greift nach der Essenz des neuen Albums ?Inselwissen?. Auf ihrem zweiten Album thematisiert die Hamburger Punkband das Durcheinander der inneren Veränderung, das Beenden der Uni, das ewige Kämpfen zwischen Idealen, Wünschen und dem inneren Schweinehund. ?Genau das ist es? lacht Gitarrist Benjamin Sturm, ?unsere Platte ist über kämpfende Menschen?. Dieser Kampf ist auch musikalisch spürbar. Von Twisterns Gesang überschlägt sich im Wettstreit mit den treibenden Gitarren und so werden die Stücke auf ?Inselwissen? wieder zu euphorischen Hymnen. Als das Debutalbum ?Wasser kommt, Wasser geht? 2007 erscheint, spricht man von einer ?guten halben Sternstunde des Deutschpunk?. Elf Songs in knapp 30 Minuten, alle auf den Punkt und ohne Ende treibend. An diesem Rahmen hat sich auch auf der zweiten Platte nichts geändert und doch malen Captain Planet auf ?Inselwissen? ein anderes Bild mit ihren Liedern: In sich geschlossener wirken die Stücke, etwas dunkler die Innensicht, die Melodien facettenreicher und größer. Songs wie ?Hans Dampf, ?Blattsport? oder ?Miniaturwurzelwerke? können in jeder Radio-Playlist bestehen, ?Walbaby? und ?Blick durch den Lattenrost? hingegen überzeugen durch den Kunstgriff, die enorme Energie, die in den Liedern steckt zu kontrollieren und im Zuhörer selbst ausbrechen zu lassen. ?Inselwissen? ist das Album um in der Kälte durch den Park zu rennen, mit Vollgas auf dem Fahrrad nach Hause zu rasen und um Dinge aufzugeben und etwas Neues zu beginnen. Christian
Sweet Jane Music (10.2009)
Dem Deutschpunk zuzuordnende Platten überzeugen mich in der Regel nur höchst selten. Das letzte Mal, als eben dies der Fall war, hieß die Platte "Folger" und die dazu gehörige Band Mitote. Mit "Inselwissen" veröffentlichen nun auch die aus Hamburg und Hannover stammenden Captain PlanET ein solches Album, mit dem sich die Band anschickt, an die Untergrund-Erfolge ihres Werkes "Wasser kommt, Wasser geht" anknüpfen zu wollen. Dabei trifft die Begrifflichkeit Deutschpunk das, was Captain PlanET hier präsentierten, nur ganz randläufig, hat man hier doch stets das Gefühl, es hier mit etwas Intelligentem und Sensiblem zu tun zu bekommen, das sich weit mehr zum Ziel gesetzt hat als lediglich das Verändern von Zuständen. Mit "Inselwissen" verfolgen Captain Planet in der Tat heldenhaftere Ziele. Ja, schon ein Song wie "Rambo" vermittelt das Gefühl, ganz nah am Leben dran zu sein, Geschichten zu erleben, die den eigenen Horizont erweitern und Einblick in etwas gewähren, das stets nur allzu menschlich wirkt. In Sachen Persönlichkeit und familiäre Note ist "Inselwissen" darüber hinaus nur ganz schwerlich zu schlagen. Am Ende eines Songs steht in jedem Fall die Einsicht, dass das Leben keinesfalls überdimensional außergewöhnlich sein muss, um besonders zu sein. Captain PlanET machen es mit "Inselwissen" recht beeindruckend vor. Es handelt es sich hier also ganz zweifelsfrei um eine Lektion, die man lernen sollte. Dennis Grenzel
Broken Silence (10.2009)
Das brandneue Album der Hamburger Emo-Punk-Durchstarter erscheint jetzt endlich auf Unterm Durchschnitt. Limitierte Erstauflage (500) im Digipack!
Nach ihrem überraschend erfolgreichen Albumdebüt Wasser Kommt Wasser Geht von 2007 hat sich das Hamburger Quartett nach umfangreicher Livepräsenz erneut ins Studio begeben und legt jetzt einen würdigen Nachfolger vor.
Inselwissen verbindet den typischen sehnsüchtigen und vorwärtsdrängenden Charakter, der CAPTAIN PLANET-Songs bisher auszeichnete, mit noch mehr Tiefgang, Intensität und Vielfalt. Songs wie Rambo, Stühle Rücken oder gleich der Opener Walbaby zeigen überzeugend, dass etwas weniger Gitarrenverzerrung und generell feingeistigere Arrangements der Band gut stehen.
Noch schöner kommen die sich dynamisch hochschraubenden Melodiebögen zur Geltung, die quirligen Gitarrenfiguren und die oft zweistimmigen Refrains sorgen mehr denn je für Gänsehaut-Attacken. CAPTAIN PLANET 2009 sind immer noch Punkrock auf allerhöchstem Niveau, nähern sich musikalisch aber weiter dem Indie-Rock, auf ihre spezielle Art. Das wird durch die Songtexte - parolenferne, lyrische Miniaturen - noch mal unterstrichen. Inselwissen gehört definitiv zu den Genre-Highlights des Jahres! CAPTAIN PLANET sind bereits seit Mitte Oktober wieder live unterwegs. Jan
Campus FM (10.2009)
Captain Planet? Nein, hier geht es nicht um einen baumliebenden Zeichentrickhelden, der die Welt rettet. This is Punkrock! Wie die Band auf die (un)grandiose Idee gekommen ist sich nach dem wohl ungewöhnlichsten Superhelden der Welt zu benennen bleibt ein Rätsel. Egal. Die Welt retten die vier Hamburger mit ihrem neuen Album Inselwissen gewiss auch nicht, aber ihr intelligenter und emotionsgeladener Punk, der sich im Fahrwasser von Bands wie Matula, Turbostaat oder den genreprägenden Jens-Rachut-Bands bewegt, macht zumindest viel Spaß und hilft dem einen oder anderen vielleicht durch einige kalte Herbsttage. Gegründet haben sich Captain Planet bereits 1999 unter dem Namen Lizard Loo. Damals wurde noch auf englisch gesungen. 2003 erschien dann die erste Demo-Platte unter dem neuen Namen, mit dem auch die deutsche Sprache Einzug in ihre Musik erhielt. Es folgten eine zweite Demo, eine 7inch Single, zwei Splits und vor fast genau zwei Jahren ihr erstes Album ,,Wasser kommt Wasser geht''. Spätestens seit dem Album waren sie einer breiteren Fangemeinde ein Begriff.
Am 23.10.2009 erscheint nun also mit Inselwissen ihr zweites Album. Und das Fängt mit ,,Walbaby'' genau da an wo das Erste aufgehört hat ? ein rumpelndes Schlagzeug mit viel Beckeneinsatz, zwei Gitarren, ein Bass und der prägnante Gesang von Sänger Arne, der perfekt mit den Gitarren harmoniert. Textlich hält sich der Captain, alltagssprachlich und abstrakt. Die Aussagen der Texte liegen zwischen den Zeilen, ohne das die Band dabei gewollt intelligent oder kompliziert zu klingen versucht. Genaues Zuhören beziehungsweise die Bookletlektüre sind hier wärmstens zu empfehlen. Der Opener ,,Walbaby?? ist auch eines der Highlight des Albums. Hier fällt besonders die sphärische Gitarre im Hintergrund auf. Auch der Text unterstreicht die Berechtigung als Opener des Albums: ,,Alles Anfang ist weiß und leer. Und dazu passt gut, dass der Himmel heute grau ist.'' Bei den nächstens Liedern wird das Tempo keineswegs gedrosselt. Vielmehr wird mit ,,Blattsport'' direkt der nächste potentielle Hit geliefert. Hier überzeugt besonders das hymnische Ende des Liedes. Erst die erste Singleauskopplung des Albums ,,Rambo'' lässt kurz Zeit zum durchatmen. Wirklich ruhige Augenblicke sucht man aber auf ,,Inselwissen'' vergeblich ? sofern man diese sucht. Bei ,,Rambo'' geht es wie man schon vermuten lässt um den nächsten TV-Superhelden des Albums, beziehungsweise darum das es im Leben eben nicht wie in einem Rambo-Film zugeht: ,,Dein Leben ist kein Actionfilm. Und nie gewesen''. Das Stück, Knapp unterm Dach'' unterscheidet sich instrumental nicht sehr stark von den restlichen Stücken, was hier leider als Schwachpunkt zu sehen ist. Textlich kann man es aber als besonders gelungen bezeichnen. Es geht um eine Szene in der nichts so funktioniert wie geplant, es geht um das Leben mit all seinen Tücken, Eigenheiten und der Erkenntnis, dass es einfache Tage gibt an denen man im Bett bleiben sollte. ?Die Wäsche die du abnimmst ist noch nass, der Kuchen im Ofen angebrannt''. Tolle Leadgitarrenarbeit, überraschenden Tempo und Rhythmuswechsel erwarten den Zuhörer beim Lied ,,Stühle rücken'', trotzdem verblasst das Stück aber im Hinblick auf das hohe Niveau der anderen Stücke des Albums.
Insgesamt präsentieren Captain Planet mit Inselwissen neben einem schrulligen Hang zu 90er-Jahre-Superhelden ein solides Zweitwerk, in dem wie auch beim Debütalbum vor allem die starke Textarbeit überzeugt. Ob der Vorgänger damit auch übertrumpft wird ist fraglich ? wahrscheinlich fehlt es dafür in den Stücken an Abwechslung. All jene die bereits jetzt die bevorstehende Auflösung von Muff Potter betrauern, könnten aber zumindest kurzeitig wieder lächeln, Inselwissen erinnert nämlich stellenweise stark an deren Bordsteinkantengeschichten-Album. Volker Többe
Art Empire (10.2009)
Ab dem 23.10. hat der Herbst einen neuen Soundtrack! Die Jungs aus Hamburg
schaffen es mit Ihrem zweiten Album wieder einmal mühelos, einen zum mitsingen, mitschreien, -tanzen und -wippen zu bewegen. Das hört sich nach Party an? Nicht ganz. Denn auf ?Inselwissen? bekommt man Zeilen um die Ohren gehauen, die genauso poetisch wie kryptisch sind - wie bei ?Blattsport?, meinem persönlichen Anspieltip unter den 11 Songs auf der Platte: ?Es ist der Glaube an die Füße die dich tragen und der Glaube an ein Herz, das auf dich einschlägt / Daran, dass du auch morgen wieder aufstehst ohne dich zu fragen, ob die Welt sich noch dreht dort draußen?. Wie bereits beim vorigen Album tritt wieder die Captain Planet Spezialität zu Tage, den textlichen Höhepunkt immer für den Schluss des Songs aufzuheben.
Die Kapitäne vereinen die Melancholie von Element of Crime, das Rotzige von den Sex Pistols mit dem Engagement von Ton Steine Scherben.
Alles in Allem bleibt ein Gefühl, das wohl wenige deutsche Bands so treffsicher
hervorrufen können: ?Du bist halt nicht der Typ, der sein Leben so lebt wie Rambo an die Tanne springt?. dokr
Rote Raupe (10.2009)
Die beste deutsche Punkplatte seit langem. Derart gelobt wurden CAPTAIN PLANET für Ihren Erstling ?Wasser kommt Wasser geht?. Das ist zwei Jahr her, die Band hat sich auf den Lorbeeren keinesfalls ausgeruht und zeigt mit ?Inselwissen? das selbst auf hohem Niveau Weiterentwicklung möglich ist.
Die Hamburger Jungs verstehen es Punk mit Anspruch zu vermengen. Da sind diese treibenden Instrumente auf der Einen, die melancholischen Texte auf der anderen Seite. Mittendrin Sänger Jan Arne von Twistern, welcher mit einer Mischung aus Verzweiflung und Resignation seinen Sprechwutgesang hinausplärrt. Das können andere besser, aber letztendlich zählt doch nur die Wut die dahintersteckt. Davon gibt es in Songs wie ?Rambo? oder ?Walbaby? genug. Gemeinsam mit seinen Bandkollegen bringt er, der zweieinhalb Minuten Regel folgend, elf Songs daher, welche aber durchaus länger als die knappe halbe Stunde Laufzeit beschäftigen.
?Inselwissen? ist eindringlicher Punk mit Anspruch. Bands wie PASCOW gewinnen dem Punk zwar noch etwas mehr Energie ab, doch wissen Jan Arne von Twistern & Co mit Worten zu überzeugen. So dürfen sich CAPTAIN PLANET gerne auch die TOMTE des Deutschpunk nennen, oder ist das ne Beleidigung? Markus
Intro (10.2009)
Seit Turbostaat war keine Band aus unseren Breiten in diesem Genre mehr so souverän großartig.
Der Gedanke an unsere Verfehlung, das fantastische Captain-Planet-Debüt "Wasser kommt, Wasser geht" von 2007 im Intro durchrutschen haben zu lassen, zieht unsere Mundwinkel noch bis heute Richtung Keller. Ein Miss. Unverzeihlich und peinlich. Das begriffen wir spätestens auf den Konzerten der Hamburger, die die guten Stränge von Emocore und Deutschpunk so zwingend vorführten wie schon lange niemand mehr vorher.
Nun ist die Zeit da, um Buße zu tun und zu feiern, dass es die Band aus Dreißigjährigen trotz Vaterschaft und Abschlussprüfung geschafft hat, ein zweites Album namens "Inselwissen" herauszugeben. Dass die Band uns wieder tief in Nüchternheit und Angst mitzieht, dass sie neue Songs geschaffen hat, die aus der Sonne schieben, treiben und zerren und eine Wahrhaftigkeit malen, die genauso erdet wie Wut schürt. Mit unwiderstehlich dynamischen Gitarrenfiguren und dem stets viel zu hohen, nervenzerrenden und gerade deshalb so scharfen Gesang Jan Arne von Twisterns. Es geht um Diskrepanzen zwischen Jugend und Erwachsen-Werden, zwischen Verantwortung und Unabhängigkeit, um Kämpfe, Berufe und Prüfungen. Wer da nichts spürt, lebt auf einer sehr kleinen Insel und verpasst etwas, von dem Captain Planet ein immer bedeutsamerer Teil werden können. Klaro: Seit Turbostaat war keine Band aus unseren Breiten in diesem Genre mehr so souverän großartig. Christian
Byte.FM-Blog (10.2009)
?Es ist staubig dort wo sich der Alltag schlafen legt? oder ?Du bist halt nicht der Typ, der seinen Leben lebt wie Rambo an die Tanne springt? sind Zeilen aus dem zweiten Album ?Inselwissen? von Captain PlanET. Benni, Sebastian, Marco und Arne schaffen es, den Hörer vom ersten Track an mitzureißen. Zwar retten die vier nicht die Welt, wie einst die gleichnamigen Comic-Helden, aber unser Leben ist eben kein ?Actionfilm, nie gewesen.? Anhören und kaufen kann man die Platte trotzdem ? und zumindest sein eigenes Leben vom grauen Herbstalltag retten.
In Your Face (10.2009)
Zu meiner Schande muss ich gestehen, vor dem aktuellen Album "Inselwissen" noch nie von CAPTAIN PLANET gehört zu haben. Glücklicherweise werden aber in unserem hauseigenen Forum diverse Lobeshymnen auf die vier Hamburger angestimmt, was mich dann doch dazu bewegt hat, mich einmal eingängiger mit den Hanseaten auseinander zu setzen. Mir bleibt eigentlich nur übrig, mich herzlich für die Empfehlung zu bedanken, denn "Inselwissen" ist ein absolut großartiges Album.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in diesem Review auf blödsinnige Parallelen zum umweltfreundlichen Namensgeber der Band zu verzichten, aber leider muss ich meine Vorsätze über Bord werfen, da es doch einiges gibt, was mich hier an die guten alten Planeteers erinnert. Alle Elemente, die seinerzeit nötig waren, um den "Held der Erde" aus den dunklen Tiefen der Hölle (oder wo auch immer der gute Mann herkam) herauf zu beschwören, finden sich auch auf "Inselwissen" wieder. Da wäre einerseits die glühende Leidenschaft der vier Musiker (Feuer), andererseits der Schwung, den die elf Songs des Albums besitzen (Wind), dann die Tatsache, dass man jederzeit authentisch wirkt und sich seiner musikalischen Wurzeln bewusst ist (Erde), der Umstand, dass das Album einen konsequenten roten Faden besitzt und aber dennoch immer im Fluss ist, auch wenn die Grundstimmung meist etwas regnerisch ist (Wasser) und zu guter Letzt die unglaubliche Liebe zur Musik, die CAPTAIN PLANET vermitteln (Na ja, Liebe eben).
CAPTAIN PLANET stilistisch exakt einzuordnen fällt dabei etwas schwer, da die Truppe um Sänger Jan Arne von Twistern einen sehr eigenen Stil entwickelt hat, den ich irgendwo zwischen KETTCAR, MUFF POTTER und BLOC PARTY anordnen würde und den man vielleicht als "Indie-Punk" bezeichnen könnte. Aber da solche Schubladen ja meistens sowieso recht überflüssig wirken, solange man sich nicht selbst ein Bild von der Musik gemacht hat, seien lieber einige wirklich wichtige Dinge angesprochen: "Inselwissen" ist insgesamt ein melancholisches, aber auch wunderschönes Album, dass in den deutschen Texten eine gewisse urbane, verregnete Romantik versprüht, wie man sie wahrscheinlich nur in Hamburg finden kann. Die markante Stimme des Frontmanns und dessen lyrischen und teilweise kryptischen Texte sorgen für eine absolute Gänsehaut-Garantie, so dass man "Inselwissen" schon fast mit dem bösen Term Emo ("Emo" wie in "emotional", nicht wie in "Meine Freundin hat mich verlassen, jetzt kämme ich meinen Scheitel und schreibe noch einen Song darüber") betiteln könnte.
?Inselwissen? ist als etwa 30 Minuten langes Gesamtwerk zwar leider ein wenig kurz, ist aber ein Album, dass vom ersten Moment an ein wohliges Gefühl in der Magengegend hervorruft. CAPTAIN PLANET bieten hier den Soundtrack zu verregneten Herbsttagen, ohne dabei in Depression zu verfallen. Ich würde einfach mal sagen: 9 Lumpis mit Sternchen oder auch 9,5 Lumpis. Werner
All Schools Network (10.2009)
Verzweifeln! Verzweiflung! Das konnten Captain Planet schon immer gut und noch besser darüber singen. Furchtbar. Und Inselwissen kommt noch viel verzweifelter daher, als der Vorgänger. Eine Stimme, die sich fast überschlägt beim Anblick von all den seltsamen Ungerechtigkeiten des Lebens. Irgendetwas erscheint Captain Planet verkehrt und jeden Tag wird es schlimmer. Sie sind sauer aber nicht böse, verzweifelt aber nicht resigniert. Ist das noch normal? Ist man selbst noch normal? Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Ist das hier das richtige falsche Leben? Bei Captain Planet ist man sich da nicht ganz so sicher. All die Dinge, die sie auf der Negativliste stehen haben, nennen und besingen. Lücken klaffen im Alltag, graue Wolken, Regen, platte Fahrradreifen. Tage, die so grauenvoll alltäglich und bis an den Rand gefüllt sind mit Kälte, Pech, Verlust und Versagensangst. Immer wieder den Moment zeigen, in dem man bereit ist, alles gegen die Wand zu fahren, nur damit es aufhört. Immer schnell, immer Tempo, Tempo, Tempo. Das Leben lässt dir keine Zeit, anzuhalten, um die Probleme in Ruhe betrachten zu können und vielleicht eine Lösung zu finden. Und vor allem immer Du, Du, Du. Captain Planet singen die Lieder für Dich. Über Dein Leben! Erschreckend bisweilen. Nicht Captain Planet sind verzweifelt. Du bist es und wenn dir das bisher nicht bewusst war, dann weißt du es nach dem Hören der Platte. Emopunk at its best!
ABER: So schlimm ist das alles gar nicht. Captain Planet klären auf. Und dann kommt der Aufruf zur Vernunft. Vernunft üben im verkehrten Leben. Von Resignation hört man dann ja doch nichts und so tiefgreifend pathetisch sind Captain Planet auch nicht. Denn da ist noch etwas, was sie mit auf den Weg geben. Die Positivliste. Captain Planet öffnen den Blick auf die kleinen, liebenswerten Dinge im Alltag, die man bei all der Hatz gerne übersieht. Auch Schönheit kann verzweifeln lassen, aber sie ist nützlich. Heimat ist vielleicht auch nicht perfekt, aber wenigstens sicher. Vielleicht erfinden sich Captain Planet auf dieser Platte sich deshalb nicht neu. Etwas sollte ja schließlich Bestand haben.
Man muss eben selbst die Tür aufstoßen und einfach mal so aufstehen ohne die Frage, ob die Welt sich noch dreht. Captain Planet zeigen den Fluchtweg und füllen auch noch das Benzin in den Tank des Fluchtautos. Es wird der Aufruf laut, wach zu bleiben, den Sinn für die Feinheiten nicht zu verlieren. Denn das darf nicht sein. Du lebst dein Leben ja auch nicht wie Rambo. Und auch wenn Mauern stehen bleiben, ist das nicht weiter schlimm. Manche sind nur aus Nebel und werden sich auflösen, sobald die Sonne ihre ersten Strahlenfinger gen Erde streckt.
Du und Captain Planet, ihr steht auf dem schmalen Grat zwischen Hoffen und Aufgeben, aber mutig reinspringen, auch wenn es riskant ist, das könnt ihr. Euch auf den Weg machen, auch wenn das Ziel unbekannt ist, die Sorgen liegen lassen, etwas wagen. Es muss ja nicht immer alles besser werden, es reicht vielleicht erst einmal ein anders. Doch bewegen muss man sich und vielleicht sich selbst ändern. Vernunft eben. Jule
Get Addicted (Pre(Re)View, 10.2009)
Anno irgendwann im Juze-Gräfrath zu Solingen. Matula im Sinn, Captain Planet von einem Ton zum anderen auf dem Schirm. Ein Baumhaus auf der Bühne, acht Hände am Kickertisch. Es folgt Münster. Viel Schweiß und erste echte Worte im Schatten der Baracke. Eine Idee, ein Plan, ein Wiedersehen in Wuppertal. Dann der Abend im AZ Mülheim. Drei liebevolle Bands und Kicker Part 3. Die Grippe danach war es tausendfach wert.
Mehr als ein Jahr vergeht bis zum Hallo zurück im Hier & Jetzt?Emokeller Essen als Prolog für Captain Planetarium + Bochum-Untergrund. Kalter Tag, warme Gefühle. Alles was zählt als Soundtrack für 18 wunderbare Monate.
Neue Freundschaften gedeihen in und nach sieben Tage im Schnelldurchlauf. Zurück zu Hause, ?Inselleben? auf dem Tisch. ?Blattsport??!? Zweimal hören, dreimal nachlesen: ?Wer braucht schon Schlaf (?) Raus aus einer guten Woche? - Benni, Marco, Arne, Sebastian?das könnt ihr nicht gewusst haben.
?Es ist der Glaube an die Füße, die dich tragen, und der Glaube an ein Herz, das auf dich einschlägt ? daran, dass du auch morgen wieder aufstehst ohne dich zu fragen, ob die Welt sich noch dreht da draußen.? Kloß im Hals, euch in meinem Herzen. Michael